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Die
Zukunft kommt ohne uns aus
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Jahrhundertelang
haben wir das Universum nach grünen Männchen
abgesucht, fest davon überzeugt, dass der Feind
aus dem All kommen würde.
Aber
langsam beschleicht uns ein ungutes Gefühl, wenn
wir unsere selbst geschaffenen Roboter genauer ansehen.
Aufwachen! Wir sind im Jahr 2000, und der Feind ist
bereits mitten unter uns. Winzig klein, fast unsichtbar,
farb- und geruchlos, aber teuflisch tückisch. Bill
Joy, Mitbegründer von Sun Microsystem, löste
die Alarmglocke aus: Der Mensch ist eine vom Aussterben
bedrohe Spezies. Jean-Michel Truong, Spezialist
für künstlichen Intelligenz, erklärt
uns die amerikanische These.
Jean-Michel
Truong
Man wollte beweisen, dass ein Gehirn und ein Computerprogramm
ähnlich strukturiert sind. Man weiß aus der
Neurologie, dass das Gehirn durch die Interaktivität
von Neuronen funktioniert. Man hat diese Erkenntnis
auf die Informatik übertragen und bewiesen, dass
eine Software auch die Kombination mehrerer Computerprogramme
sein kann.
Heute
könnte die künstliche Intelligenz noch nicht
einmal einem Ameisenstaat das Wasser reichen. Aber in
30 Jahren wird das autonome Denkvermögen der Mikrochips
dem des Menschen ebenbürtig sein. Bill Joy ist
davon überzeugt, dass sich die künstliche
Intelligenz gegen uns richten wird. Diese Horrorvision
basiert auf nicht mehr als einem Chip aus Silizium,
dem gleichen Silizium, das auch im guten alten Feuerstein
enthalten ist.
Was klingt wie ein Witz, wird morgen Realität sein.
Es beginnt im Badezimmer, wo ein Computer dich schon
zu früher Stunde blöd anmachen wird. Dann
dauert es nicht mehr lang bis du von der Denkstütze
völlig abhängig bist, und dir der Rechner
wie ein Blutegel an der Birne hängt, um deinem
Gehirn den Overkill zu verpassen.
Jean-Michel
Truong
Es ist eine neue Technologie im Anmarsch, die es
uns ermöglichen wird, unser Leben zu verlängern,
indem wir unsere Intelligenz und unser Bewusstsein auf
einen anderen Träger als den Körper übertragen.
In
ihrem Unsterblichkeitswahn werden Menschen bald ihren
anfälligen Körper abstoßen, um in der
globalen Vernetzung eine höhere Bewusstseinsebene
zu erreichen. Das Problem dabei ist, dass dieses höhere
Bewusstsein uns, die Menschen, als unzulänglich
erkennen und ausmerzen wird.
Jean-Michel
Truong
Die Wissenschaftler haben sich selbst eine Ethik
auferlegt, die es ihnen verbietet, eine Software zu
schreiben, die sich von selbst weiterentwickeln kann.
Aber ich bin davon überzeugt, dass irgendwann ein
cleverer Hacker daran interessiert sein wird, einen
Virus zu schaffen, der in der Lage ist, von Generation
zu Generation zu mutieren.
Bleibt
uns also nichts anderes übrig, als unser Bündel
zu packen und in Richtung Alpha Centauri auszuwandern,
bevor uns das höhere Bewusstsein in die Finger
bekommt. Das war's dann mit der Menschheit, und alles
nur wegen eines simplen Sandkorns! - Dem Silizium!
©
ARTE, Tracks, 23. Juni 2000
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